Auch, wenn mir die Anstrengungen meiner Wanderungen in und um San Gimignano noch lebhaft in Erinnerung sind, war es für mich einfach ein Muss, mich auf den Weg zum Mont Velino zu machen.
Nein, nein, ich bin nicht unter die Gipfelstürmer gegangen und Bergsteiger bin ich auch nicht. Also, das Gipfelkreuz wollte ich nicht erreichen. Der Velino ist mit seinen 2470 m eine Nummer zu groß für so einen "Flachland-Tiroler", wie ich einer bin. Bei uns in Schleswig-Holstein wird ja bereits eine Erhebung von 167,4 m Berg genannt. (Bungsberg).
Ich wollte versuchen, bis in die baumlose Region vorzudringen, ohne mir das als zwingendes Ziel vorzugeben.
Je näher ich dem Velino kam, umso gewaltiger erschien er. Aber er machte keinen bedrohlichen Eindruck auf mich, zumal sich noch ein kleines Städtchen -Massa D`Alba- vertrauensvoll den Berg hinauf zieht. Mit der Wanderung durch den Ort begann quasi bereits der Aufstieg.
Übrigens: Massa d`Alba kann mit "weiße Masse" oder "weißes Massiv" übersetzt werden. Wenn Sie sich das dritte Bild ansehen, wird die Namensgebung verständlich.
Der Ort hat fast alles, was, was man so braucht: zwei Kirchen, ein Rathaus mit Postoffice, einen Tante Emma Laden und natürlich eine Bar. Dort habe ich mir auf dem Rückweg zur Belohnung einen "Kaffee Americano" genehmigt.
Was ist ein Kaffee Americano oder Caffee Americano? Es ist ein doppelter Espresso, der etwas mit heißem Wasser verdünnt wird, damit der Espresso für nicht Italiener verträglicher wird. Manchmal bekommt man auch einen Espresso und ein separates Gläschen mit heißem Wasser serviert. Das hat den Vorteil, dass man die Stärke des Espressos selbst bestimmen kann. Allerdings auf Kosten verbrannter Finger. Besser das Gläschen mit einer Serviette anfassen!
Kurz hinter der Ortsgrenze erwarteten mich eine Kuhherde. Wirkliche Prachtexemplare, die sich frei im Gelände bewegen können. Ihre Hinterlassenschaft zeigen an, dass sie sich zeitweise auch viel weiter oben am Berg aufhalten.
Und dann wurde es ernst, der Aufstieg begann richtig. Bisher war es nur ein Vorgeplänkel.
Der teilweise ausgewaschene Naturschotter Weg machte das Gehen nicht einfacher.
Sowohl der Blick nach oben als auch der Blick zurück bot herrliche Aussichten. Auch konnte ich bei diesen Naturbetrachtungen wieder zu Atem kommen.
Bei fortschreitendem Aufstieg hatte ich immer häufiger das Bedürfnis, die Natur um mich herum zu bewundern.
An diesem dicken Brocken, der irgendwann einmal vom Berg herunter gepoltert ist, habe ich eine Pause eingelegt. Banane, Kräcker und natürlich Wasser gaben neue Kraft.
Bei "Wasser" fällt mir ein, es gibt kein Wasser am Berg, nicht das kleinste Rinnsal, das vom Berg herunter käme. Es gibt wohl keine Quellen. Allerdings führen, deutlich sichtbar, von Wasser ausgewaschene Rinnen, hinunter ins Tal. Regen und vor allem, die Schneeschmelze im Frühjahr sind wohl für diese Rinnen verantwortlich.
Dann war es geschafft, Bäume gab es nicht mehr, Sträucher wuchsen nur noch vereinzelt.
Der Blick nach oben relativierte meine Leistung dann allerdings schnell. Der größte Teil des Berges erhob sich noch vor mir.
Um den Berg weiter zu besteigen, bräuchte es Bergsteiger- Kenntnisse und -Ausrüstung.